Requiem für Willi
Typisch Willi !!(download 4MB)
Wie alles begann !
es war im Frühjahr Anno 1999 als Tochter Anja und Mutter Halina ein neues
Kätzchen nach Hause brachte. Es stammte aus dem Tierheim und war ziemlich
kränklich. Ich wollte dieses handtellergroße Etwas nicht haben, denn ich
trauerte noch um Charly. Eine Katzendame (wie sich erst später herausstellte, doch da hatte sie den Namen schon ), die seit der ersten Januarwoche des Jahres 1999 vermisst wurde. Unsere Jüngste brachte Charly eines Tages mit nach Hause. Sie sagte Charly wäre auf dem Schulhof herrenlos umhergestreunt. Wir wohnten damals noch im 9.Stock einer Neubauwohnung in Cottbus. ... aber das ist eine andere
Geschichte.
Jedenfalls 3 Monate nach unserem Umzug auf´s Land ging Charly morgends wie gewohnt ins Freie und kam nicht mehr zurück. Nachbarbefragung Steckbriefaushängung, Straßen absuchen und nachfragen in Tierheimen – alles war erfolglos. Wir vermuteten, dass sie Opfer einer Katzenfängerbande wurde, die Tiere einfingen um an die Felle zu kommen. Gerüchte bekräftigten dies jedenfalls.
Zurück zu Willi
Willi kam mit einer starken Erkältung zu uns. Er war so klein, dass er anfangs noch mit der Flasche gefüttert werden musste. Als er ungefähr ein halbes Jahr alt war, sprang er vom Geruch angelockt auf den zwar kalten Herd in einen Teller mit eben eingegossene, frisch aufgekochte Käsesuppe. Er rutschte aus und viel seitlich voll rein. Wir halfen ihm schnell raus und wollten ihn kühlen, er aber entwischte und flüchtete schreiend auf den Boden und versteckte sich dort auf einen Querbalken. Nur mit großer Mühe ließ er sich einfangen. Wir fuhren sofort zum Tierarzt. Dort erhielt er ein Schmerzmittel und wir gute Ratschläge. Wir legten ihn in sein Körbchen und feuchte kalte Tücher auf seine schlimmen Stellen. Am anderen Morgen waren zwei seiner Pfötchen auf die Größe von Löwentatzen angeschwollen. Nach und nach gingen die Schwellungen zurück. Am linken Unterbauch löste sich das Fell und hing in Fetzen herunter. Wir schnitten es ab. Es brauchte einige Zeit, bis es nachwuchs. Am Bauch blieb eine Narbe, die
von neuem Fell abgedeckt wurde. Zu guter letzt war kaum noch was zu sehen.
Beim Tierarzt wurde Willi seit dem immer als der Kater mit der Käsesuppe begrüßt.
Willi war nie einer von den dicken Gofi-Katern. Er war sein Leben lang zierlich, oftmals dünn. Lediglich in den Wintermonaten sah er fülliger aus.
Er war nie streitsüchtig, eher schlichtend. Zankereien mit anderen Katzen ging er möglichst aus dem Weg.
Am 31.01.2007 mussten wir unseren geliebten Kater Willi, im Alter von 8 Jahren, von den Leiden einer schweren Niereninsuffizenz erlösen. Willi wird uns unvergesslich bleiben, denn durch seine liebe, intelligente und treue Art schenkte er uns viel Freude und wurde uns zum Kamerad, Freund und Kind.
Was Willi liebenswert machte
Er war liebenswert, weil:
- er ein Freigänger war und die Natur liebte und trotz dem abends
(meißtens) nach Hause kam wenn ich mit unserer Melodie pfeifend nach ihm rief
- er ein guter Mäusefänger war und seine Beute stets mit uns teilen
wollte
- er sehr schnell verstand, dass er einen eigends für ihn gefertigten
Anstellbalken hoch klettern musste, wenn er über die Terasse ins Wohnzimmer nach Hause kommen wollte
- er sich notfalls auch mal von der Terasse auf das
Schlafzimmerfensterbrett sprang, von dem aus es schon mal 4 m nach unten, zur Einfahrt Tiefgarage ging und dort intensiv rief, um eingelassen zu werden
- er gelegentlich selbst die Türen öffnete, um ins Freie zu gelangen
- er sich nicht überfahren liess, obwohl unser Eckgrundstück an einer
viel befahrenen Landesstraße liegt
- er seine Freundin nach Hause brachte und sie sich in sein Körbchen
legen durfte, als sie Krank war. Wie sich herausstellte, war es eine Katze aus
der Nachbarschaft. Sie wurde schon vermisst. Sie hatte sich vergiftet. Leider
überstand sie die Vergiftung nicht.
- er über ängstlich gegenüber Fremden war und sich anders als andere
Katzen nicht ohne weiteres anfassen liess
- er sich gern auf meinem Auto sonnte und seine Spuren hinterließ,
besonders, wenn es frisch gewaschen war
- er genau wusste, dass wir donnerstags vom Einkauf kamen und auch für ihn Broilerzeit war. Er musste unser Auto am Klang erkennen, denn kaum waren wir da, kam er angelaufen
- er gerne mal vom Joghurt naschte
- er seinen eigenen Kopf durchsetzte und nicht aufs Wort hörte
- er schon mal aus Protest anderswo pipi machte als er sollte
- er beim Fernsehen gern auf meinen Füßen lag und mit mir schimpfte,
wenn ich die falsche Sitzposition hatte
- er noch mal raus zum Pipi machen wollte und er sich innerhalb einer
halben Stunde zurück meldete, wenn ich ihm zuvor dies gesagt hatte. Ansonsten blieb er schon mal ne ganze Nacht weg.
- er zu uns ins Bett kam, wenn´s zum Schlafen ging
- Früh meist der Erste beim Aufstehen war, besonders am Wochenende. Um
mich wach zu machen, leckte er mit seiner rauen Zunge schon mal an meiner
Nasenspitze oder setzte seine Pfote mit ausgefahrenen Krallen auf meine Wange
- er sich durchzusetzen wusste, in dem er einem in die Augen schaute
und solange rief, bis man ihm folgte und er zeigen konnte, was ihm wichtig war.
So war unser Willi und so werde ich ihn in ehrenvoller Erinnerung behalten.
Ich schreibe diese Zeilen für uns beide, für Dich Willi und für mich, um dich los zu lassen und Abstand zu gewinnen, den Verlustschmerz zu lindern ohne meine Liebe und Sehnsucht nach Dir zu schwächen. Dies gelingt nur, indem ich Dir sage, wie sehr Du mir fehlst.
Ich hoffe, Dir geht´s gut mein lieber Kater. Wir sehen uns auf der andere Seite
des Regenbogens.